Zu Fuß über die Alpen


Zeilen aus dem Tagebuch von Franziska und Franz Demel, die Anfang der 90er einen Traum wahr machten: Eine Reise nach Venedig - Zu Fuß über die Alpen. "Im Tal drunten gehen die Leute jetzt vielleicht essen, genießen eine Pizza und trinken Rotwein, während wir aus unseren klammen Schlafsäcken kriechen und uns drüben in der verfallenen Almhütte inmitten von Schutt und Scherben eine Fertigsuppe kochen. Seit zwei Tagen sitzen wir nunmehr in diesem gottverlassenen Regenloch am Fuße des Monte Pelmo fest, und die anhaltenden, sintflutartigen Regenfälle nehmen uns endgültig die Lust am Weitergehen."
So lautet auch der Titel der Diaschau von Franz Demel, die den Zuschauer von Ruhpolding in die Lagunenstadt führt. Klanghafte Bergnamen, wie Großvenediger, Drei Zinnen, Monte Cristallo oder Civetta tauchen auf, die Reise macht Station in Mittersill, Toblach und dem bekannten Cortina d«Ampezzo, um nur einige Orte zu nennen.

Ein Lichtbildervortrag für Bergsteiger wie so viele? Wohl kaum. Franz Demel, von Beruf eigentlich Innenarchitekt, doch aus Leidenschaft Fotograf, besitzt nicht nur den Blick für das Innere, er hat auch ein geschultes Auge für die Natur. Die Kamera ist Schlüssel zum Tor in eine Welt voll kleiner und großer Wunder.

Zu Fuß gehen, Zeit und Raum vergessen, Schritt für Schritt die Grenzen des Gangbaren ertasten. Naturerfahrung pur - sechs Wochen lang: Innen- und Außenwelten fließen ineinander. Erst Begegnungen und Erlebnisse prägen einen Weg, verleihen ihm seine Einmaligkeit: Begegnungen mit Menschen und Tieren, aber auch Begegnungen mit den düsteren Kapiteln der Geschichte.

Angesichts der überreste der Frontlinie aus dem ersten Weltkrieg weicht die Begeisterung über die großartigen Alpenpanoramen tiefer Betroffenheit. Junge Soldatenaugen blicken fragend aus alten Wehrgängen dem Zuschauer ins Gesicht - Überblendtechnik verdeutlicht in eindringlicher Weise die Abgründe menschlicher Verblendung.

Mehr als nur einmal haben Franziska und Franz auf ihrem über 600 km langen Weg nasse Füße bekommen, neben einigen Wasserblasen und kaputten Bergstiefeln brachten die beiden aber auch 8000 Dias und einen Rucksack voller Erlebnisse mit nach Hause.

In über 3000 Arbeitsstunden hat Franz Demel mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen einen Vortrag voll Poesie und Ausdruckskraft komponiert. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete "Zu Fuß über die Alpen" als "... eine Diaschau, die vielleicht in die Geschichte der Alpenfotografie eingehen wird."